Jagdverhalten abgewöhnen?

Mir wird immer wieder von Hundehaltern, die einen jagdambitionierten Hund haben die Frage gestellt, ob man den Jagdtrieb unter Kontrolle bekommen kann.

Meine klare Antwort dazu ist „Ja“ ABER mit viel Arbeit und Fleiß!

Leider herrscht in vielen Köpfen noch immer die Meinung, dass man a) seinem Hund einfach mal ordentlich eine auf den Deckel geben muss, sofern er jagdliche Motivation zeigt oder b) die Meinung, man ginge nur jedem Wild aus dem Weg, damit der Hund gar nicht erst auf die Idee kommt. Letzteres stellt sich bei uns hier auf dem Land mit Sicherheit ziemlich schwer da, da man dem Wildgeruch kaum komplett ausweichen kann.

Auch denke einige noch, man könnte den Jagdtrieb des Hundes abtrainieren – was ganz klar nicht geht! Der Jagdtrieb, genauso wie jeder andere Trieb auch, ist im Hund verankert und kann letztendlich nur kontrolliert, jedoch niemals abtrainiert werden.
Da das Jagen noch dazu ein selbstbelohnendes Verhalten ist, wird der Hund dies, auch wenn er keinen Erfolg bei der Jagd an sich hat, nicht von selbst einstellen.

Um diesen zu kontrollieren ist viel Arbeit – je nach Veranlagung des Hundes mitzubringen aber es lohnt sich in jedem Fall. Denn man will schließlich nicht sein Leben lang mit dem Hund an einer kurzen Leine gehen müssen, sondern Dinge mit ihm erleben können!

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Will man einen Hund also vom Jagen abhalten, muss man ihn da fördern, wo er am meisten Spaß hat und was ihm sozusagen im Blut liegt – und zwar bei der Jagd selbst!
Dies hört sich vielleicht jetzt im ersten Moment ziemlich skurril an, ist jedoch der effektivste Weg seinen Hund auch da noch abrufen zu können, wo bereits andere lange weg wären.

Wichtig zu wissen ist bei der Arbeit erstmal, mit welchen Verhaltensketten der Jagd man es zu tun hat und wie ein Hund Jagd.

Die Verhaltenskette sieht folgendermaßen aus:
Orten: Der Hund ortet also mit seiner Nase das Wild oder er sieht es bereits
Fixieren: der Hund lässt das Wild mit seinem Blick nicht mehr aus den Augen.
Anschleichen: Er schleicht sich an das Wild heran.
Hetzen: Sobald er nahe genug am Wild angekommen ist, beginnt er, dem Wild hinterher zu rennen.
Packen: Hat er eine reelle Chance wird er das Wild packen und im Anschluss töten.

Gut zu wissen ist, dass die meisten Hunde in den ersten 3 Jagdverhaltensstufen noch korrigierbar oder zumindest noch ansprechbar sind.

Fördert man jetzt also alles was vor dem Hetzen passiert, hat man guten Erfolg, den Hund zu kontrollieren! Dies variiert wiederum von Hund zu Hund. Die meisten unserer Jagdhunde – wie auch meiner, zeigen das sogenannte „Vorstehen“, um dem Jäger oder uns zu zeigen, wo sich das Wild befindet.
Um das Ganze zu trainieren spielen einige Faktoren eine wichtige Rolle wie z.b. eine gute Impulskontrolle. Denn nur, wenn der Hund seinen Impuls auch kontrollieren kann, wird es ihm gelingen sich selbst zu beherrschen!

Dazu eignen sich vielerlei Übungen, die den Impuls des Hundes trainieren, wie z.b. ein Reizangeltraining. Mit der Reizangel wird der Hund gezielt in den Reiz getrieben und in diesem dabei trainiert ihn zu kontrollieren.

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Auch das Dummytraining eignet sich meiner Meinung mitunter am Besten, die Impulskontrolle oder auch – wie in der Fachsprache ausgedrückt, die steadiness zu trainieren. Hier lernt der Hund auch wieder gezielt, den Reiz auszuhalten und erst dann zu Apportieren, sofern man es von ihm verlangt.

Bei all diesen Übungen lernt der Hund, seinen Impuls so zu kontrollieren, damit er für uns kontrollierbar wird. Die Impulskontrolle ist also ein wesentlicher Teil des Antijagdtrainings. Aber nicht nur der Impuls muss stimmen, sondern auch die Bindung zum jeweiligen Besitzer, die Rückorientierung, ein sicherer und gut aufgebauter Rückruf und nicht zuletzt – das fast wichtigste, eine gute Alternativbeschäftigung. Denn nur, wenn der Hund, nachdem er seine Jagdverhaltenskette unterbrochen hat auch eine adäquate Ersatzbeschäftigung bekommt, wird es auch dauerhaft klappen!

Zu guter Letzt stell ich euch ein Video von meinem Bub vor, wo ich ausnahmsweise einmal die Kamera zur richtigen Zeit dabei hatte.
Hier schön zu sehen ist das Anzeigen von Wild, das Anschleichen auf Kommando, das erwünschte Vorstehen und letztendlich die Rückorientierung.

Mir ist immer noch ein Anliegen, dass Hunde, die jagdambitioniert sind in jedem Falle und auch außerhalb der Brut- und Setzzeiten an einer Schleppleine gesichert werden! Dies ist nicht nur zum Schutz des eigenen Hundes und dem des Wildes, sondern trägt auch zum erfolgreichem Training bei. Denn nur wenn der Hund keinerlei Verfolgungsjagden mit Wild mehr unternimmt ist es auch möglich, einen Fuß in die Türe zu bekommen.

Solltet ihr Fragen zum Thema Jagdverhalten haben, meldet euch bei mir unter:
info@problemmitdemhund.net

 

 

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