Wie die ersten Wochen den Welpen prägen

Einen Welpen zu sich nach Hause zu holen ist für die meisten eines der aufregendsten Dinge in ihrem Leben. Die ersten Wochen des Welpens jedoch beim Züchter, sind für den kleinen Zwerg entscheidend darüber, wie er sich später entwickeln wird. Da noch immer viele Welpen bereits Anfang der achten Woche von den Züchtern abgegeben werden, will ich euch hier kurz die Entwicklungsstufen des Welpen verdeutlichen.

Wie diese Entwicklung also genau abläuft, was der Welpe in den ersten Wochen seines Lebens für Fähigkeiten erlernt und wie man vor allem Fehlverhalten im späteren Hundeleben jetzt schon entgegen wirken kann, habe ich euch hier einmal zusammen getragen.

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1. – 2. Lebenswoche
In der neugeborenen Phase, auch neontale oder vegetative Phase genannt, dreht sich bei dem Welpen vor allem alles ums schlafen und der Milchaufnahme bei der Mutterhündin. Die Augen des Welpens und seine Gehörgänge sind in dieser Zeit noch fest verschlossen. Damit die kleinen Zwerge ihren Darm entleeren können, wird dieser von der Mutterhündin beleckt um diesen zu stimulieren und somit die Kotabgabe zu fördern. Auch wird die Atmung der kleinen von der Mutterhündin mit dem Abschlecken gefördert. Da die Welpen ihre Körpertemperatur noch nicht selbst steuern können, suchen sie Schutz bei der Mutter und ihren Geschwistern. Außerdem vermittelt das enge Kontaktliegen Geborgenheit.
Mit etwa dem sechsten Tag werden die Welpen bewegungsfreudiger und lebendiger. Mit Pendelbewegungen des Kopfes robben sie so zu den Zitzen der Mutter um Milch aufzunehmen. Die kleinen schlafen in dieser Zeit zwischen 16  und 20 Stunden pro Tag. In der Entwicklung schreiten sie so voran, dass sie bereits in dieser Zeit damit beginnen, unbekannte Dinge und Gerüche voneinander zu unterscheiden und auf diese zu reagieren. Zwischen dem 10 und 12 Tag öffnen sie schließlich ihre Augen, nehmen zunächst allerdings nur Helligkeit oder Bewegungen wahr.

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3. Lebenswoche
Ab etwa der dritten Lebenswoche spricht man von der Übergangsphase. Die Welpen nehmen ihre Umgebung mit allen Sinnen deutlich wahr. Die Sehfähigkeit der Augen wird von Tag zu Tag besser, der Geruchsinn hat sich entwickelt und auch der Geschmacksinn und die Berührungsempfindlichkeit sind vollständig da. Auch die Gehörgänge haben sich geöffnet, sodass sie jetzt Bellaute wahrnehmen können und somit noch besseren Kontakt mit Geschwistern und Menschen aufnehmen können. Auch die Kraft in den kleinen Beinchen wird immer besser, sodass diese nicht mehr robbend zu den Zitzen krabbeln, sondern sich ab jetzt auch schon auf den Beinen voran bewegen. In dieser Zeit ist ein behütetes Umfeld von enormer Wichtigkeit, da jetzt gemachte Erfahrungen sich entweder positiv oder auch negativ auf die spätere Entwicklung auswirken werden. Am Ende der dritten Woche ist deshalb auch ein guter Zeitpunkt, den Welpen andere Menschen vorzustellen und sie mit andern Dingen zu konfrontieren.

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4. – 8. Lebenswoche
In dieser Zeit beginnt Sozialisierungs und Jugendphase des Welpens. Diese Zeit ist eine sehr sensible Phase die bis zur Pubertät reicht und in dieser der Welpe für ihn wichtige Lernerfahrungen sammelt. Dinge, die der Welpen in genau dieser Zeit kennen lernt, werden ihm sein ganzes Leben lang vertraut bleiben. Verhaltensauffälligkeiten im späteren Leben, sind meist auch auf diese Zeit und eine unzureichende Sozialisierung in dieser Zeit zurückzuführen. Denn der Grundstein für das spätere reibungslose Zusammenleben für Artgenossen und Menschen wird genau jetzt geprägt. Die Welpen erkunden jetzt ihre Umwelt aktiv. Da die kleinen jetzt auch ihre spitzen Zähnchen ausprobieren wird auch der Grundstein für die spätere Beißhemmung gelegt. Denn diese ist nicht angeboren und muss von der Mutterhündin und den Geschwistern erlernt werden. Die Babys beginnen jetzt auch gezielt hinter der Mutter oder dem Menschen nachzulaufen, weshalb diese Phase auch gerne mal als „Nachlauffphase“ betitelt. Der Intensive Kontakt zum Menschen ist jetzt besonders wichtig! Welpen, die so beispielsweise in einem Schuppen etc. ohne menschlichen Kontakt gehalten werden, weisen später gegebenenfalls ein Problem mit fremden Menschen auf.

Ab der 5. Woche ist es den Welpen möglich laute abzugeben, wie z.b. ein leises Knurren um sich zu verständigen, ein vorsichtiges Bellen und das Wedeln mit dem Schwanz. Ab jetzt nimmt der Welpe auch feste Nahrung zu sich auf.

In der 6. Woche wird es Zeit, die Welpen auf verschiedene Dinge vorzubereiten und ihm diese zu zeigen. Z.b. das Gehen auf verschiedenen Bodenuntergründen, das gehen auf Baumstämmen um den Gleichgewichtssinn zu festigen und somit ein gutes Körpergefühl zu erlangen, genauso wie das durchkriechen von Tunnels oder zeigen von Flatterbändert, fördert die Psyche des heranwachsenden Hundes.

Ab der 7. Woche ist der richtige Zeitpunkt mit den kleinen auch einmal eine kurze Strecke mit dem Auto zurück zu legen, damit sich auch dies kennen lernen. So eignen sich Fahren an ruhige Orte sehr, in diesen der Welpe nicht zu viele Außenreize bekommt, jedoch sofort erlernt, dass Autofahren nichts Schlimmes ist und danach etwas tolles wartet. Auch kann man jetzt den Welpen bereits an das Halsband, Geschirr und der Leine gewöhnen. Wie Forschungsergebnisse zeigen, entstehen zwischen der fünften und achten Woche in einer besonders wichtigen Gehirnregion Verknüpfungen zwischen den Nervenfasern, die vom Dopamin System gesteuert werden, also der sogenannten Selbstbelohnungsdroge im Gehirn. Wächst so also der Welpe in einer reizarmen Umgebung auf – wie oben bereits erwähnt, in der er keinerlei Möglichkeiten hat, erste Probleme selbst zu lösen um sich damit erste Erfolgserlebnisse zu verschaffen, sind Defizite in dieser Gehirnregion die Folge. Auch begünstigt dies das Auftreten von Zwangshandlungen und späterem Problemverhalten.

Insgesamt betrachtet, ist die Zeit zwischen der fünften und zwölften Lebenswoche eine der wichtigsten im Leben eines Welpens um später problemlos durchs Leben gehen zu können. Daher sollte der Welpe in dieser Zeit alles für ihn wichtige kennenlernen. Wichtig ist auch, ihn jedoch nicht damit zu überfordern. Eines nach dem anderen ist daher die beste Devise in dieser Zeit.

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9. – 12. Lebenswoche
Jetzt beginnt die langsame Abnabelung des Welpens. Wichtige Lektionen erlernt der Welpen von seinen Rudelmitgliedern in dieser Zeit kennen. Während aufmüpfiges Verhalten bis jetzt noch geduldet wurde, werden ihm jetzt erste Lektionen erteilt, wie er mit anderen Hunden umzugehen hat. Dies passiert allerdings alles noch im Rudelumfeld, also im gewohnten Umfeld des Hundes. Ab der elften Woche kommt es nun also zu kleinen Rangordnungskämpfen, was den Umgang mit Artgenossen erlernt und später auch erleichtern kann. Das Hundekind lernt dadurch, dass auch bei einem Gerangel nicht gleich etwas passieren muss. Anstatt später also aus Angst eventuell zuzubeißen und nach vorne zu gehen, kann sich hier eine gewisse Souveränität mit Artgenossen entwickeln. Auch lernt der Welpe ohne Zwang seine natürlichen Grenzen kennen, da er diese in dieser Zeit von der Mutterhündin beigebracht bekommt.

Gerade deshalb ist es so wichtig, den Hund nicht gleich so früh wie möglich vom Züchter zu holen, sondern ihm die Zeit zu geben, sich vollständig zu entwickeln, bevor er in ein neues Zuhause kommt.

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Hier wird also deutlich klar, dass die zu frühe Abgabe eines Welpens die spätere Entwicklung entscheidend beeinflusst. Erfahrungen, die der Welpen in dieser wichtigen Zeit beim Züchter macht, sind enorm wichtig für seine spätere Entwicklung als problemloser Begleiter. Auch ist nach neuesten Kenntnissen bekannt, dass diese erlernten Erfahrungen im Hundegehirn zu diesem frühen Zeitpunkt, chemische Veränderungen auslösen. Hat der Welpe keinerlei Chance diese zu machen, da er zu bald von seinen Geschwistern und der Mutter getrennt wurde, ist oftmals problematisches Verhalten zu einer späteren Zeit in der Entwicklung des Hundes nicht auszuschließen.

 

 

 

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